Heutzutage gibt es keine sicheren Orte mehr. Das Verbrechen lauert hinter jedem Mietshaus und jeder Scheune. Gemordet wird in der Nachbarwohnung, vor der Kirchentur, in der Shisha-Bar oder auf dem Kartoffelacker. Gesetzesverstosse haben sich in raumlicher Hinsicht sozusagen emanzipiert, was man auch in dem literarischen Universum des Kriminalromans beobachten kann. Grossstadte, die seit jeher als Brutstatten des Bosen galten, bekamen spatestens seit den 1980er Jahren starke Konkurrenz in Form der kriminellen Provinz, die den Metropolen den Rang als Sundenraume schlechthin ablaufen mochte. Denn die Region impliziert bei weitem nicht mehr nur Geborgenheit und Abschottung vor der brutalen Aussenwelt; die Region bedeutet Blutvergiessen und Gewalttaten, die im Regionalkrimi narrativ verhandelt werden. Das Ziel des vorliegenden Sammelbandes besteht darin, diesen literarischen Verbrechensmodi narrativ zu Leibe zu rucken.