Nicht-chirurgische Ansätze zur Verzögerung oder Verhinderung der Kataraktbildung haben in den letzten Jahren zunehmend an Interesse gewonnen. Taurin, eine natürlich vorkommende schwefelhaltige Aminosäure, spielt eine Schlüsselrolle für die Gesundheit des Auges, indem sie oxidativen Stress moduliert, das osmotische Gleichgewicht reguliert und die Proteinstruktur der Linse erhält. Diese Übersichtsarbeit fasst die Ergebnisse von 20 experimentellen und klinischen Studien zusammen, die zwischen 1978 und 2023 durchgeführt wurden und durchweg zeigen, dass der Taurinspiegel in kataraktischen Linsen sinkt und dass eine Taurinsupplementierung die Kataraktbildung in Tiermodellen für Diabetes, oxidativen Stress, Galaktoseexposition und angeborene Störungen verzögern oder reduzieren kann. Zu den Wirkungsmechanismen gehören antioxidative Wirkungen, Antiglykationsaktivität, Apoptosehemmung und Osmoregulation. Das ausgezeichnete Sicherheitsprofil von Taurin und seine vielseitigen Vorteile sprechen für seinen Einsatz im Rahmen nicht-chirurgischer Strategien zur Kataraktprävention, insbesondere in Kombination mit Wirkstoffen wie Pirenoxin, Resveratrol oder Liponsäure.